Chronik des Kleingärtnervereins Windberg e. V.
Mönchengladbach, Marienburger Straße 7
Kriegszeiten sind Notzeiten. Ganz besonders trifft das auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg zu. Die schlechte Ernährungslage zwang damals manchen, den Spaten in die Hand zu nehmen! So taten sich im Ersten Weltkrieg 1915 einige beherzte Männer zusammen, die am Steinberg ein paar Morgen Land mieteten und unter zehn Interessenten aufteilten. An ihrer Spitze stand Mathias Wiesel als treibende Kraft.
Etwa zur gleichen Zeit entstanden an der heutigen Annastraße , vor der Windberger Kirche, acht Gärten , deren Mieter sich mit den Leuten vom Steinberg später zu dem “Gartenbauverein Windberg” vereinten. Die Gärten waren reine Nutzflächen, und sie blieben es auch – durch die Zeiten bedingt – für die nächsten Jahre.
Nach hartem Kampf wurde 1924 dem Verband der Gartenbauvereine Groß-Gladbach die Gemeinnützigkeit vom Regierungspräsidenten in Düsseldorf anerkannt (siehe Abschrift) . gemeinnützigkeit1924 Die Zahl der Interessenten für einen Kleingarten wuchs, als viele Männer ohne Arbeit waren und die Not wieder einmal einzog. Die verantwortlichen Kleingärtner mussten sich nach einem grösseren Gelände umsehen. Nach langen Verhandlungen gelang es im Jahre 1931, und zwar am 24. Februar, mit tatkräftiger Unterstützung durch den Kreisvorsitzenden Joh. Hansen und der Stadtverwaltung unter ihrem Beigeordneten Ferdinand Strahl, am Metzenweg (später Lochnerallee und heute Marienburger Straße) etwa sechs Morgen Land vom Krankenhaus “Maria Hilf ” zum Preis von 50 RM je Morgen, laut Vertrag vom 27. März 1931, für zehn Jahre zu mieten. Mit vereinten Kräften ging es an die Arbeit, das Gelände einzuteilen und zu bewirtschaften.
Nun tauchen in der Vereinsgeschichte Namen auf wie Derwall , Gillessen, Hilgers, Kals, Müller , Nauss, Quinius und Verhufen, die sich fördernd für die Kleingartenanlage einsetzten.
Im Jahre 1935 wurde die Anlage um weitere 20 Parzellen auf 70 Gärten erweitert . Nebenher bestanden noch die Gärten am Steinberg und in der Annastrasse.
Der Zweite Weltkrieg brachte für den grössten Teil der Kleingartenanlage manche Beschädigung durch Spreng- und Brandbomben, für die der Staat im letzten Kriegsjahr Entschädigung zahlte. Es ist interessant und heute kaum zu glauben, welche Blüten die unmittelbare Nachkriegszeit in unseren Gärten getrieben hat; ellenlange Anwärterlisten für freiwerdende Gärten, Streitigkeiten wegen der Rückgabe der Gärten an die evakuiert gewesenen Mitglieder, Streitigkeiten wegen unbefugter Entnahme von Obst aus dem früher eigenen Garten, Diebstähle am laufenden Band, Nachtwachen, vom Beginn der Dunkelheit bis morgens 6.00 Uhr, als Schutz gegen Diebe in den Jahren ab 1946. Auch in den folgenden Jahren waren Einbrüche in Lauben und später im Vereinshaus an der Tagesordnung. Viele Lauben gingen in Flammen auf.
Für die passiven Mitglieder wurde eine gesonderte Mitgliedskarte gedruckt .
Das Leben in der Anlage normalisierte sich weiter, die Hauptwege wurden ausgebaut und neue Kirschbäume gepflanzt. Auch in den Gärten wurde fleissig gearbeitet. Von dem Amt für Grünflächen und Friedhöfe bekamen die Kleingärtner Unterstützung in Form von Bäumen und Sträuchern .
Um den Kleingärtnern in ihren Garten und Anlagen einen Anreiz zu schaffen, wurde im Jahre 1950 von dem Kreisverband in Verbindung mit der Stadt und dem Amt für Grünflächen ein jährlicher Wettbewerb aller Kleingartenanlagen und der besten Einzelgärtner ausgeschrieben und die Anlagen in Gruppen von A – F eingeteilt.
Der KGV Windberg konnte, dank seiner guten Führung und der Mitarbeit aller Gartenfreunde, in der Gruppe A in den Jahren 1950, 1951 und 1952 den gestifteten Wanderpreis des Herrn Oberbürgermeisters in Form eines Wandtellers sein eigen nennen. Im Vereinshaus hat der Wandteller, auf den der Verein sehr stolz ist, seinen Ehrenplatz erhalten.
In den Jahren 1965, 1966, 1973 und 1975 wurde der Wanderpreis trotz schwerer Konkurrenz der anderen Vereine in dieser Gruppe nach Windberg geholt. Auch in der Einzelwertung langen wir immer recht günstig:
1. Preise als Stadtsieger erhielten:
Ch. Theissen, H. Hölters , H. Loyen, L . Beckers.
2. Preise erhielten:
Ch. Theissen, H. Loebering, W. Derwall , H. Rüskens ,
L . Beckers, D. Klerkx.
3. Preise erhielten: Ch. Theissen, H. Loyen, W. Muhr .
Die Anlage in Windberg reichte 1956 noch bis zum Metzenweg, der danach ausgebaut und in Lochnerallee umbenannt wurde. In dieser Zeit musste ein Teil unserer Anlage abgegeben werden. Die neue Einfriedung wurde von der Stadt vorgenommen und ein zweites Tor installiert. Am 22. März 1956 wurde beim Liegenschaftsamt. der Stadt der Bau eines Vereinshauses und Geräteschuppens beantragt, der auch bald genehmigt wurde. Der Materialschuppen wurde abgerissen und der Bau des Vereinshauses begonnen. Der Erste Vorsitzende, Harry Loebering, ging allen Gartenfreunden mit gutem Beispiel voran. Unter den schwierigsten Bedingungen wurde das Material beschafft und in Gemeinschaftsarbeit der Rohbau erstellt. Da die finanziellen Mittel des Vereins nur begrenzt waren, wurden Zuschüsse von der Stadt gegeben, so dass im Jahre 1959 das Vereinshaus fertiggestellt und mit einem grossen Fest eingeweiht werden konnte. Das Haus hat ein Fassungsvermögen von 100 Personen. Neben dem Vereinshaus wurde ein Kinderspielplatz angelegt.
In dieser Zeit wurde auch der Ausbau der Wasserleitung vorangetrieben. Eine Lichtleitung, speziell für das Vereinshaus, wurde gelegt. Auch die Ligusterhecken vor den Gärten wurden gerodet und zur Begrenzung Randsteine gesetzt. Die Vorgärten wurden mit Rosen bepflanzt, die vom Amt für Grünflächen zur Verfügung gestellt wurden.
Für die Abgabe der Gärten (1956 an der Annastrasse und 1959 am Steinberg), die zu Baugelände erklärt wurden, bekam der Verein für 15 Gärten Ersatz an der Lochnerallee. 85 Gärten zählte nun der Verein. Weitere Gärten mussten in den Jahren 1963 -1972 abgegeben werden für die Bebauung der Königsberger Strasse 3, an der Windberger Allee 4 und acht Gärten für den Bau der Marienburger Strasse, Ersatzgelände wurde dem Kreisverband von der Stadt zur Verfügung gesteilt. 1956 gibt der Landesverband Rheinland der Kleingärtner e. V. einen Nachrichtendienst über aktuelle Fragen im Kleingartenwesen heraus.
1960 wurden die Kieingartenverhältnisse durch Schreiben des Regierungspräsidenten in Düsseldorf karteimässig erfasst .
Am 2. Juni 1965 feierte der Verein – nach all den Strapazen in den vorangegangenen Jahren – sein 50jähriges Jubiläum. Oberbürgermeister Wachtendonk feierte mit den Kleingärtnern.
Seit 1973 besteht der Verein in der jetzigen Gliederung mit 70 Gärten als Dauerkleingartenanlage. Da wir jetzt ein fest umrissenes Gelände hatten, konnte der Verein zur Sanierung und Verschönerung der Anlage und des Vereinshauses schreiten. Auf unsere Mitglieder kam wieder eine Menge Arbeit zu, die wiederum meisterhaft geleistet wurde. In den Jahren 1971 bis 1976 wurden – hervorgerufen durch die Kaninchenplage – die alten Ligusterhecken gerodet und durch ein Betonfundament mit Zaun in Höhe von 1,80 m ersetzt. Der Zaun wurde zum Schutz gegen Lärm und Abgase mit Efeu bepflanzt .
1973 errang der Kleingartenverein Windberg erneut den Wanderpreis der Stadt Mönchengladbach.
Mit dem Neubau von Steinlauben wurde fieberhaft begonnen, und die alten Holzlauben wurden abgerissen. Zinslose Darlehen der Stadt erleichterten den Gartenfreunden den Bau: 1.000 DM, später 1.500 DM, auf 10 Jahre mit jährlicher Rückzahlung von 100 DM bzw. 150 DM.
Durch den Bau der Marienburger Strasse 1972 – 1973 musste der Zaun der Kleingartenanlage erneut drei Meter zurückgenommen werden. Ein neuer Zaun, diesmal nur mit einem Tor, wurde durch das Amt für Grünflächen in Auftrag gegeben und installiert und der Wasseranschlussschacht in das Vereinsgelände gelegt. Ein Parkplatz für die Kleingärtner wurde vor der Anlage geschaffen. Für alle diese Anliegen hatte sich besonders der Kreisverbandsvorsitzende, Paul Hahnen, eingesetzt.
1972 wurde ein Altenplatz mit Ruhebänken erstellt und die Geräte auf dem Spielplatz wurden verbessert. Das Gelände um das Vereinshaus wurde mit Rhododendren und Ziersträuchern bepflanzt. Durch die Initiative der Gartenfreunde Rudi Januschke, Dieter Klerkx und Karl-Heinz Pascher wurde Licht in die einzelnen Gärten gelegt. Mittels Bagger wurden die äusseren Wege ausgehoben und das Hauptkabel darin versenkt. Die Anschlüsse zu den einzelnen Lauben musste jeder Gartenfreund selbst machen. Jede Laube erhielt einen Zwischenzähler. Bedingt durch die vielen Einbrüche in das Vereinshaus wurden die Fenster vergittert und feuerfeste Türen eingebaut. Das Dach wurde neu mit Pappe belegt.
Im Jahre 1971 gelang es uns nicht, in der Gruppe A beim Kleingartenwettbewerb zu bleiben, und wir stiegen ab in Gruppe B. Im nächsten Jahr schafften wir , dank der guten Arbeit aller Gartenfreunde, wieder den Aufstieg in Gruppe A, und im Jahre 1973 war es uns vergönnt , den Wanderpreis in Form einer Sonnenuhr für ein Jahr nach Windberg zu holen.
1974 wurde die alte Toilettenanlage abgerissen und den neuzeitlichen Ansprüchen entsprechend aufgebaut und die Auffanggrube vergrössert. Die Stadt stellte uns wieder einen Zuschuss zur Verfügung, Die Terrasse vor dem Vereinshaus wurde überdacht.
In der Zeit vom 11. bis 13. Juli 1975 wurde das 60jährige Bestehen des Kleingärtnervereins Windberg festlich begangen. Prominente von Stadt und Verwaltung nahmen daran teil. Der Erste Vorsitzende hielt die Festrede (siehe nächste Seite). Als Höhepunkt der Feierlichkeiten wurde am Samstag den Kleingärtnern der Wanderpreis der Stadt Mönchengladbach in Form einer Steinlaterne von Herrn Oberbürgermeister Bolzenius überreicht.
Das Vereinshaus bedurfte einer Renovierung. Da die Kassierer Adolf Esser und Herbert Franzen gut gewirtschaftet hatten, wurde es auf den neuesten Stand gebracht. Es wurde ein Durchbruch zum Wirtschaftshaus geschaffen, eine Theke mit Kühlung angeschafft, Tische und Stühle für 90 Personen. Die Wände und die Decke wurden mit Holz verkleidet. Propangasheizung wurde in sämtlichen Räumen verlegt. Hierbei unterstützte uns Gartenfreund Trost. Der Boden wurde von Gartenfreund Klerkx verlegt. Vor dem Vereinshaus wurde eine Tanzfläche angelegt. Die Frauenfachberaterin Bertel Kleinickel stiftete – unterstützt durch die Frauen des Vereins – eine Sonnenuhr als Dank für die geleisteten Arbeiten aller Gartenfreunde.
1979 wurde eine neue Wasserleitung separat für das Vereinshaus verlegt , damit das Vereinshaus im Winter weiter bewirtschaftet werden konnte. Alle Gärten wurden mit Wasseruhren versehen.
In den Jahren 1980 bis 1982 wurde das Vereinshaus um zwei Räume
erweitert. An der Rückseite wurden ein Abstellraum und ein Geräteraum erstellt, um das Inventar unterzustellen. Die Fenster wurden erneuert.
Das Jahr 1983 zeigte uns, dass unser Vereinshaus und auch unsere Gartenanlage von vielen Besuchern, vor allen Dingen beim Sommerfest, sehr stark besucht werden. Für die vielen Gäste reichten die sanitären Anlagen nicht aus. Aus diesem Grunde wurden die gesamten Toilettenanlagen neu gestaltet, neue sanitäre Ein-richtungen installiert, Boden und Wände neu gekachelt und die gesamten Wasser- und Abflussrohre erneuert. Im Anschluss an diese umfangreichen Arbeiten wurde der Kanalanschluss an das Kanalnetz vorangetrieben und auch durchgeführt. Das Haupttor wurde durch einen LKW beschädigt und die Stadt hat uns ein neues und schönes Haupttor für unsere Anlage angeschafft.
Die Mitglieder verstanden es, nicht nur im Garten zu arbeiten, sondern auch Feste zu feiern: Tanz in den Mai , Sommerfest, Erntedankfest, Nikolaus- und Weihnachtsfeiern, Bastelabende, Skatturniere und vieles mehr.
Praktische Baumschnittkurse wurden in unserer Anlage durchgeführt. Im Verein war unser langjähriger Fachberater, Gartenfreund Lüppers, ein guter Lehrmeister.
In sämtlichen Gärten befinden sich Steinlauben, Wasser- und Lichtanschluss.
Vorsitzende waren von 1915 bis Heute ;
von 1915 bis 1938 Peter Rütten
von 1938 bis 1950 Jakob Dackweiler
von 1950 bis 1971 Harry Loebering
von 1971 bis 1979 Rudi Kleingärtner
von 1980 bis 1982 Martin Marticke
von 1983 bis 1985 Theo Baldowe
Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt:
Gartendirektor Victor
Kreisfachberater Lauter
die Gartenfreunde Gross, Küppers und Adolf Esser
Zum Abschluss noch einige Zeitungsnotizen, die für sich sprechen.